Landesberatungsstelle für Gemeinschaftliches Wohnen Hessen
Landesberatungsstelle für Gemeinschaftliches Wohnen Hessen

Potentiale gemeinschaftlichen Wohnens

Städte, Gemeinden und Landkreise spielen eine zentrale Rolle bei der Förderung gemeinschaftlicher Wohnformen. Sofern sie die richtigen Rahmenbedingungen setzen und das vorhandene bürgerschaftliche Engagement stärken, schaffen sie bedarfsgerechte und nachhaltige Nachbarschaften für ihre Bewohner:innen.

Die Landesberatungsstelle bietet auf kommunaler Ebene fallbezogene Erstberatungen an und informiert z. B. im Rahmen einer öffentlichen Gemeinderatssitzung oder einer Bürgerinformationsveranstaltung. Sie sorgt für eine Vernetzung und den Wissenstransfer zwischen den Städten und Gemeinden.

Sie sind Mitarbeiter:in einer Kommune oder eines Landkreises und möchten das Thema gemeinschaftliches Wohnen voranbringen? Kontaktieren Sie uns oder bleiben Sie über unseren Newsletter informiert.

Chancen durch gemeinschaftliches Wohnen – in Städten und Dörfern

Der demographische Wandel, die Klimakrise, die gestiegenen Boden- und Baukosten, Leerstände oder Flächenknappheit sowie knappe kommunale Haushalte stellen Kommunen in ihrer Planung vor vielfältige Herausforderungen.

Kommunen profitieren von den sozialen, ökonomischen, städtebaulichen und ökologischen Vorteilen, die selbstorganisierte Wohnprojekte mit sich bringen.

Soziale Vorteile

  • Wohnprojekte schaffen (Raum-)Angebote für die Gemeinschaft und den Ort und sind Kristallisationspunkt für zivilgesellschaftliches Engagement und gegenseitige Unterstützung
  • Wohnprojekte fördern demokratische Strukturen auf der Mikroebene durch partizipative Strukturen, schaffen Offenheit gegenüber Vielfalt und stabilisieren die Nachbarschaft
  • Verbindliche Nachbarschaftshilfe und neue Hilfe-Mix-Modelle in gemeinschaftlichen Wohnprojekten ermöglichen die Inklusion von Menschen mit Behinderungen und gesundheitlichen Einschränkungen und wirken Einsamkeit entgegen
  • Neue Wohnformen erweitern das Angebot einer sozialen Wohnraumversorgung und entlasten kommunale Hilfesysteme

Ökonomische Vorteile

  • Gemeinschaftliche Wohnprojekte steigern die Vielfalt der Eigentümerstruktur und schaffen bedarfsorientierte Wohnraumangebote
  • Neue Wohnformen sind mit neuen Investitionen verbunden und gehen oft einher mit der Gründung von jungen Unternehmen der Wohnungswirtschaft
  • Mit gemeinwohlorientierten Rechtsformen wird langfristig preisstabiler Wohnraum zur Kostenmiete (ohne auslaufende Bindungen) und überdurchschnittlich viel geförderter Wohnraum geschaffen
  • Preisstabile Mieten und nachbarschaftliche Selbsthilfe senken kommunale Transferleistungen

Städtebauliche Vorteile

  • Bedarfsorientiertes Bauen mit langfristiger Nutzungsperspektive schafft nachhaltige und hochwertige Architektur sowie Baukultur und fördert soziale und ökologische Innovationen im Bau
  • Gemeinschaftliche Wohnprojekte entwickeln kreative Nutzungsperspektiven auch für Bestandsgebäude, Industriebrachen, Konversionsflächen und bislang schwierige Bestände
  • In Neubaugebieten entsteht Lebendigkeit durch Akteursvielfalt statt Siedlungsbau aus einem Guss und halböffentliche Nutzungen in Erdgeschosszonen tragen zur Belebung und Nutzungsmischung bei
  • Von neuen Wohnformen gehen Impulse für die regionale Immobilienwirtschaft zum Neubau und zur Bestandsmodernisierung aus

Ökologische Vorteile

  • Ein meist ausgeprägtes Umweltbewusstsein zeichnet bereits die Planung und Umsetzung innovativer Wohnkonzepte aus
  • Als Selbstnutzer:innen haben die Gruppen Interesse an hoher Bauqualität, Ressourceneinsparung und der Erzeugung regenerativer Energien
  • Ökologische Bauweisen, flächensparende Grundrisse und Sharing-Modelle führen zu Ressourceneinsparungen und fördern eine effizientere Nutzung und nachhaltigere Lebensstile
  • Die Schaffung von Gemeinschaftsflächen reduziert private Wohnflächen und Sharing-Angebote stehen auch anderen Bewohner:innen der Kommune zur Verfügung

Gemeinschaftliche Wohnprojekte sind Bausteine zukunftsgewandter Kommunal- und Quartiersentwicklung.

Die mit einer hochmobilen Gesellschaft einhergehende Auflösung familiärer Unterstützungsstrukturen und langfristig gewachsener sozialer Beziehungen bringt insbesondere Probleme sowohl für junge Familien als auch für Menschen mit altersbedingten oder anderen Einschränkungen mit sich. Kommunen decken bereits einen guten Teil der Unterstützungsleistungen ab, jedoch sind dem Grenzen gesetzt.

Als nichtförmliches bodenpolitisches Instrument zur Stärkung gemeinschaftlichen Wohnens hat sich das Konzeptverfahren bewährt. Mit einem Konzeptverfahren können die Einflussmöglichkeiten der Kommune auf stadt- und dorfentwicklungspolitische Parameter deutlich besser geltend gemacht werden.

Die Landesberatungsstelle bietet einen Arbeitskreis für Verwaltungsmitarbeiter:innen zum Thema Konzeptverfahren an.

Gemeinschaftliches Wohnen im ländlichen Raum

Auch im kleinstädtischen und ländlichen Raum kann über gemeinschaftliches Wohnen das Angebot an Wohnformen erweitert werden.

Chancen für den ländlichen Raum

  • Angebote für Familien und Wohnoptionen für Senior:innen können den (Miet-) Wohnungsmarkt bereichern und zur Mobilisierung von Bestandsimmobilien beitragen.
  • Es entstehen gemeinschaftliche Fürsorgenetzwerke bis hin zu neuen Hilfe-Mix-Modellen, die auch der Sorge vor Vereinsamung entgegenwirken.
  • Kommunen, die neue Wohnformen unterstützen, belohnen präventive Ansätze sozialer Selbstorganisation, stärken Selbsthilfe und gegenseitige Hilfe und unterstützen somit die kommunale Daseinsvorsorge
  • Neue, oft gemeinwohlorientierte Wohnformen, diversifizieren das Wohnangebot in ihrer Region:
    • Neben dem geringeren Angebot an Ausbildungsmöglichkeiten und adäquaten Arbeitsplätzen ist für junge Erwachsene das mangelnde Wohnangebot an attraktiven, kleineren und leistbaren Wohneinheiten oft ein Grund für den Wegzug aus einer ländlichen Region.
    • Viele würden gerne vor Ort wohnen bleiben oder nach der Ausbildung bzw. nach ersten Berufserfahrungen zurückkommen.
    • Während durch die Digitalisierung der Arbeitswelt auch in ländlichen Gegenden der Zugang zu attraktiven Arbeits- und Karrierechancen zunehmend möglich wird, stellt der Mangel an bedarfsorientierten Wohnformen für Jüngere weiterhin ein Hemmnis dar
  • Wenn es Kommunen gelingt, die ländlichen Lebensräume für junge Menschen entsprechend ihren spezifischen Lebens- und Wohnbedürfnissen attraktiv und leistbar zu gestalten, können Perspektiven zum Bleiben und (Zurück)Kommen geschaffen werden.

Auch in kleinen Gemeinden, können Konzeptverfahren ein geeignetes Instrument sein, beispielsweise um Leerstände zu mobilisieren. Ein zunächst erhöhter Aufwand bei den ersten Konzeptverfahren lohnt sich, denn ein solch zusätzliches und innovatives Angebot kann Abwanderung entgegen und sogar Zuzug bewirken und stärkt oft das Interesse in der Bevölkerung für Folgeprojekte.

Landesberatungsstelle gemeinschaftliches Wohnen in Hessen
Adickesallee 67-69
60322 Frankfurt am Main

Tel. 069 – 95 92 80 81
ed.nesseh-etkejorpnhow@ofni

Telefonsprechzeiten:
Mittwoch 11-13 Uhr oder nach Vereinbarung